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3. internationale wissenschaftliche Tagung der G.E.D.L und des Schweizerischen Literaturarchivs am 18./19. Januar 2008 in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern.

DIE SCHWEIZ VERKAUFEN
Wechselverhältnisse von Literatur und Tourismus seit 1800

Die Touristen, die, seit der Zeit um 1800 in immer grösseren Zahlen, die Schweiz zu ihrem Reiseziel machten, beeinflussten mit der Art, wie sie die Schweiz sahen, die schweizerische Selbst­wahrnehmung. Im Gegenzug versuchte die Schweiz sich ihnen als attraktives Reiseland zu präsentieren. Schon bevor es eine eigentliche Werbebranche gab, und später Seite an Seite mit dieser, arbeiteten bildende Künstler, Schriftsteller, Journalisten, Architekten, Produktegestalter usw. daran, den Touristen, aber auch den Schweizerinnen und Schweizern Facetten eines als unverwechselbar erscheinenden Schweiz-Bildes zu präsentieren.

Man griff dabei zurück auf die Landschaft, die Geschichte, das Brauchtum etc. Zu einem Brennpunkt solcher Bemühungen wurden die Kurorte in den Alpen: Man arbeitete an ihrer verkehrs­technischen Erschliessung, errichtete Hotels, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch mit ihrer Architektur zu demonstrieren hatten, dass sie in der Schweiz stehen, führte die darin logierenden Gäste an von Malern schon verewigte Aussichtpunkte, wo vielleicht auch noch ein Alphornbläser für Stimmung sorgte. Für verregnete Nachmittage stand Lesestoff bereit, Heimatromane etwa, welche die Zeiten heraufbeschworen, als es noch keine Fremden im Dorfe gab. Diese rasante Entwicklung provozierte nun allerdings rasch auch kritische Reaktionen von Kulturschaffenden.

Es entsteht eine Heimatschutz­bewegung, welche die baulichen Eingriffe als Verschandelung der alten Dorfbilder geisselt. Zahlreiche Werke rücken die Touristen mit ins Bild und beleuchten die Konfrontation von Stereotypen, von Alt und Neu, Einheimisch und Fremd. Bald ist nicht mehr klar zu scheiden, was an diesen mannigfaltigen Produktionen nun im Dienste des Tourismus steht und was sich kritisch dagegen wendet. Die interdisziplinär und kulturwissenschaftlich orientierte Tagung soll einzelne Momente dieses komplizierten Wirkungs­zusammenhangs bis in die Gegenwart beleuchten. Als Studienobjekte geeignet sind vorwiegend literarische, aber auch bildkünstlerische, architektonische, musikalische oder kinematographische Werke, die sich mit der touristischen Vermarktung der Schweiz beschäftigen oder selbst einen Beitrag dazu leisten und damit von den diesbezüglichen Diskursen Zeugnis ablegen. Besondere Aufmerksamkeit soll den Zwischenbereichen und Mischprodukten geschenkt werden, wo sich Kunst und Kommerz, künstlerisch anspruchsvolle und populäre Gestaltungen, Schönfärberei und Kritik überlagern.

Die Tagung findet im Kontext einer Ausstellung zum Thema Schweizer Mythen statt, welche die Graphische Sammlung der Schweizerischen Landesbibliothek für den Winter 2007/2008 bereitstellt. Im Zentrum dieser Ausstellung sollen zwei nationalen Gründungsmythen, Wilhelm Tell und die drei Eidgenossen, im schweizerischen Plakatschaffen stehen.

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